Diagnose: Spinalkanalstenose. Und jetzt?

Diagnose: Spinallanalstenose.

Unser Rücken ist ein ziemlich komplexer Menchanismus. Schmerzen im Rücken können viele Ursachen haben und es ist nicht immer leicht die richtige Ursache festzustellen. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit dem Thema Spinalkanalstenose, manchmal auch “Rückenstenose” genannt.

Wie gefährlich kann eine Spinalkanalstenose sein?

Kann eine Spinalkanalstenose gefährlich sein? – Ja. Deshalb ist es wichtig, dass du ohne vorherige ärztliche Untersuchung niemals irgendeine Übungen machst oder etwas „einrenken“ lässt, da du dadurch die Symptome verschlimmern oder sogar bleibende Gesundheitsschäden davontragen könntest.

Was ist eine Spinalkanalstenose?

Wörtlich übersetzt bedeutet es eine „Verengung des Spinalkanals“ oder „Verengung des Wirbelkanals. Diese Verengung als solches wäre nicht schlimm, aber durch diese werden Nerven gequetscht (u.a. auch der Ischiasnerv) und genau das verursacht Schmerzen. Die Gründe für die Verengung können unterschiedlich sein. Hier einige Beispiele:

  • Angeborene Verengung
  • Knöcherne Auswüchse an den Wirbelknochen und Verkalkungen verursacht durch Degeneration oder Fehlbelastung
  • Arthrose an der Wirbelsäule
  • Bandscheibendegeneration

Wer bekommt eine Spinalkanalstenose?

Hier einige Zahlen, Daten, Fakten:

  • Betroffen sind ca. 5% aller Menschen weltweit.
  • Nur 14% der Betroffenen zeigen keine Symptome. Mit anderen Worten, bei diesen Menschen ist der Wirbelkanal zwar verengt, aber sie haben dadurch keine Schmerzen.
  • Betroffene sind meist zwischen 60 und 70 Jahre alt. Mit steigendem Alter steigt also auch das Risiko.
  • 21% der Fälle von Kreuzschmerzen bei Personen in diesem Alter gehen auf eine Stenose zurück.
  • Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen.

Die Verengung kann überall entlang der Wirbelsäule auftreten – oben (spinalkanalstenose HWS), in der Mitte, oder unten (spinalkanalstenose LWS). Fast 80% der Fälle kommen tatsächlich auf den unteren Rückenbereich (spinalkanalstenose lumbal).

Spinalkanalstenose-Symptome

Eine Verengung des Spinalkanals ist geprägt von Schmerzen, die überweigen im unteren Rückenbereich spürbar sind. Besonderes bemerkbar machen sie sich während des Gehens. Dabei werden die Beschwerden besser, wenn der Oberkörper nach vorne gebeugt wird. Das liegt daran, dass beim Vorbeugen unsere Wirbelsäule vorgekrümmt wird. Dadurch vergrößern sich die Räume zwischen den Wirbeln, was wiederum den Druck auf das Rückenmark reduziert. Das Ergebnis – der Schmerz lässt nach. Diese Methode ist übrigens eine Art des Selbsttests um herauszufinden ob die Rückenschmerzen aufgrund einer Stenose verursacht werden, oder einen anderen Ursprung haben. Mit diesem einfachen Selbsttest kannst du herausfinden, welches Risiko du für die Entwicklung einer Stenose hast. Folgender Videobeitrag beinhaltet einen Selbsttest der uns leicht macht, selbst und sofort die Diagnose zu überprüfen und v.a. auch im Zeitverlauf zu kontrollieren. Der Test umfasst fünf typische Fragen, die jeder Arzt bei Verdacht auf eine Spinalkanalstenose stellen muss. Anschließend gibt es eine Auswertung mit drei Typen:

Typ 1: Wahrscheinlich hast du keine Stenose

Typ 2: Du hast eine leichte Stenose – wichtig sind konservative Maßnahmen

Typ 3: Du hast eine starke Stenose. Falls noch nicht geschehen, so suche umgehend einen Rückenspezialisten auf.

Ein Selbsttest.

Die richtige Diagnose

Eine richtige Diagnose ist sehr wichtig. Man muss genau wissen was die Ursache ist und vor allem müssen andere Ursachen ausgeschlossen werden. Das Letztere ist noch wichtiger, denn beim Symptom Rückenschmerzen gibt es viele mögliche “alternative Krankheiten”, sogenannte Differentialdiagnosen. Häufige Bespiele:

  • Bandscheibenvorfall
  • Arthrose der Wirbelsäule/Wirbelkörper
  • Tumoren
  • Somatisierungsstörungen (Beschwerden, die keinen eindeutigen körperlichen Befund haben)
  • Neurophathien (stoffwechselbedingte oder entzündliche Erkrankungen der peripheren Nerven)
  • Osteoporose und Wirbelkörperbrüche
  • Gefäßerkrankungen im Bereich von Becken oder Leiste

Die Aufgabe des Arztes, Hausarztes, Orthopäden, Neurochirurgen oder des Radiologen ist es dann, aus den vielen möglichen Ursachen die tatsächlich richtige Diagnose zu finden. Das ist nicht immer leicht, weil es meist nicht ganz eindeutig ist. Vergessen wir nicht, dass 80 – 90% aller Rückenschmerzen nicht durch einen Bandscheibenvorfall oder Spinalkanalstenose, sondern durch Probleme mit der Muskulatur, Bänder, Faszien und Sehnen entstehen.  Deshalb sind die richtige Untersuchung und die richtigen Fragen entscheidend, da es oft vorkommt, dass sich im Röntgenbild eine Stenose feststellen lässt, obwohl die tatsächliche Ursache für die Schmerzen woanders liegt.

Spinalkanalstenose-Therapie

Eine dauerhafte Schädigung der Nerven geht nicht zwingend mit einer Stenose einher, was gleichzeitig bedeutet, dass der Patient nicht immer sofort operiert werden muss. Hat man es nicht mit einem Notfall zu tun, ist die konservative Therapie die erste und wichtigste Behandlungsoption innerhalb der ersten zwei Wochen, in denen die Symptome auftreten. Mit anderen Worten: keine sofortige Operation. Bei einer konservativen Behandlung muss sowohl ursachen- als auch symptomorientiert vorgegangen werden. Zu den konservativen Therapiemöglichkeiten zählen z.B:

  • Schmerzmedikamente
  • Physiotherapie
  • Elektrotherapie
  • Einspritzen eines lokalen Betäubungsmittels

Diese Behandlungsmöglichkeiten sollten am besten parallel angewendet werden. Dabei muss sowohl Ursachen als auch symptomorientiert vorgegangen werden. Symptomorientiert bedeutet Schmerzreduktion durch Medikamente. Je nach Stärke der Schmerzen kommen unterschiedliche Medikamente zum Einsatz (gemäß dem WHO-Stufenschema).

Weitere Maßnahmen sind z.B. Thermotherapie, oder physikalische Maßnahmen wie Elektrotherapie. Neben diesen Optionen gibt es natürlich auch Physiotherapie und entsprechende Übungen. Hierbei ist es essenziell, zuerst die richtige Diagnose festzustellen. Ein guter Orthopäde informiert den Physiotherapeuten, der dann wiederum einige Tests und Vorgespräche mit uns führt. Erst danach kann richtig behandelt werden. Besonderes bei einer Stenose, weil die Symptome sich verschlimmern können, was im schlimmsten Fall zu einem Notfall führen kann. Steht die Diagnose „Spinalkanalstenose“ und es gibt keine Einwände gegen physiotherapeutische Maßnahmen aus ärztlicher Sicht, dann sind diese beiden Übungen sehr empfehlenswert:

Zwei einfache Übungen.

Wenn eine Operation notwendig ist

Operationen sind vorallem dann notwendig, wenn eine Stenose zu schlimmeren Problemen führt wie:

  • Lähmungen oder Inkontinenz
  • Taubheitsgefühlen in Armen und/oder Beinen
  • Lähmungserscheinungen

Bei solchen Symptomen muss man unbedingt sofort zum Arzt und evtl. sofort operiert werden. Eine Operation ist auch dann eine Alternative, wenn konservative Behandlungen nicht mehr ausreichen. Operationsmöglichkeiten gibt es unterschiedliche, zum Ziel haben sie aber alle die Weitung (Dekompression) des Spinalkanals. Die gängisten sind:

  • Laminektomie: Die traditionelle Standardoperation bei einer Spinalkanalstenose. Dabei findet eine “Entdachung” des Spinalkanals statt, wodurch Platz geschaffen wird.
  • Fensterung: Eine Alternative zur Laminektomie. Dabei verläuft der Eingriff schonender als bei der Laminektomie.
  • Stabilisierung/Fusion: Diese Methode wird oft zusätzlich zur Dekompression durchgeführt, weil eine Dekompression die Stabilität der Wirbelsäule extrem gefährden kann.
  • Interspinöse Spacer: Das sind Implantate die in den letzten Jahren in der Behandlung zunehmend verwendet werden. Diese Methode ist noch jung und es gibt neben Befürwortern auch zahlreiche Kritiker.

Man muss natürlich bedenken, dass wie bei allen Operationen, auch hier Risiken bestehen und die Operationen mit Komplikationen verbunden sein können. Laut Dr. Tobias Weigl gibt es eine Studie die belegt, dass nur 37% von Patienten, die konservativ behandelt worden sind, im Anschluss auch operiert wurden. Das heißt, dass bei mehr als 60% der Betroffenen die konservativen Behandlungsmethoden ausreichen und keine Operation von Nöten ist. Deshalb macht es durchaus Sinn, zuerst eine Konservative Behandlung durchzuführen.

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